Das Herz wird in der asiatischen Medizin als Kaiser betitelt und regiert als wichtigstes Organ über alle anderen Organe. Es versorgt unseren Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen, ermöglicht uns zu lieben und Mitgefühl zu empfinden, beherbergt unser Bewusstsein und ist das Tor zu Spiritualität. Das Herz im Gleichgewicht zu halten ist deshalb das oberste Prinzip der Akupunktur.
Einführung
In diesem Blogbeitrag möchte ich gerne die Funktionen und Aufgaben des Herzens aufzeigen und dabei das schulmedizinische Verständnis dieses zentralen Organs mit dem Wissen der Akupunktur verbinden. Anders als die Schulmedizin begreift die asiatische Medizin ein Organ ganzheitlich und beschreibt und behandelt deshalb auch seine emotionalen und mentalen Aspekte. Dieses ganzheitliche Modell der drei Ebenen – körperlich, emotional und mental – bietet sich an, um das vielfältige Wesen eines Organs zu erklären. Anhand der Funktionen lassen sich die möglichen Ungleichgewichte und die dazugehörigen Beschwerden ableiten.
Die Funktionen des Herzens auf der Körper-Ebene
In der embryonalen Entwicklung ist das Herz das erste Organ, welches seine Arbeit aufnimmt: Bereits ab dem 22. Tag, also in der 5. Schwangerschaftswoche, beginnt es zu schlagen. Bis zum Tod arbeitet das Herz ununterbrochen und versorgt den Körper konstant mit lebenswichtigem Sauerstoff und Nährstoffen.
Pro Minute schlägt ein gesundes erwachsenes Herz ca. 70mal pro Minute und fördert etwa 5 l Blut.
aus Sicht der Schulmedizin:
Verbindung zwischen Lungen- und Körperkreislauf
Gewährleistung des Blutflusses durch alle Blutgefässe
Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen
Regulation des Blutdruckes
aus Sicht der Akupunktur:
regiert das Blut und die Blutgefässe
reguliert das Schwitzen
zeigt sich im Strahlen des Gesichts
öffnet sich in die Zunge: reguliert Sprache und Ausdruck
regiert und verwurzelt den Geist (Shen)
regiert über die seelischen und mentalen Aspekte aller anderen Organe und zeigt an, ob wir emotional im Gleichgewicht sind
Körperliche Ungleichgewichte und mögliche Beschwerden
Störungen der Herzfunktion wie Herzrhythmusstörungen, Vorhofflimmern, Herzschwäche oder Herzklappendefekte
koronare Herzkrankheit (Arteriosklerose)
Herzinfarkt
zu hoher oder zu tiefer Blutdruck
entzündliche Herzkrankheiten wie Endokarditis
Durchblutungsstörungen
fehlendes oder übermässiges Schwitzen
Die Aspekte des Herzens auf der emotionalen Ebene
Beziehungsfähigkeit: Regulation von Kontakt bzw. Nähe und Distanz
Selbstliebe
lieben und geliebt werden
Mitgefühl
Menschlichkeit
Kommunikation
Balance zwischen Aktivität und Ruhe
Prioritäten setzen
Ungleichgewichte und mögliche Beschwerden
Ein emotionales Ungleichgewicht kann sich immer in einer Schwäche oder Fülle einer Funktion ausdrücken:
Sehnsucht nach Bewunderung, Liebe, Nähe und Kontakt oder Verschlossenheit und Isolation
sich dauernd neu verlieben, rasche Beziehungswechsel oder Schwierigkeiten, sich auf neue Beziehungen einzulassen
Unfähigkeit, sich selbst und /oder andere annehmen und lieben zu können
Stimmungsschwankungen: «himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt»
gefühlskalt und abgelöscht oder zu stark mit anderen mitfühlend bzw. mitleidend
ununterbrochenes Reden oder Schwierigkeiten im Ausdruck
Überaktivität oder Langeweile und Monotonie
Die Aspekte des Herzens auf der mentalen Ebene
Das Herz beherbergt und verankert unseren Geist mit all seinen verschiedenen Aspekten:
Sitz des Bewusstseins: Intellekt, Verstand, Konzentration, Bewusstheit, Konzentration, Inspiration, Intuition
rhythmischer Wechsel von Schlaf- und Wachzustand
Regulation der Traumaktivität
Gedächtnis
sprachlicher Ausdruck
Ungleichgewichte und mögliche Beschwerden
Konzentrationsstörungen
unklares Denken
getrübtes Bewusstsein
psychiatrische Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie oder Borderline-Störungen
Schlaflosigkeit
traumgestörter Schlaf
Störungen der Gedächtnisfunktion
Sprachstörungen, z.B. Stottern
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